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Samstag, 13. November 2010

Phallokratie


 
Altgriechische Phallusdarstellung, Delos


Phallokratie bedeutet Herrschaft  (κράτος – kratós) des Phallus, als latinisierte Form aus dem Griechischen für φαλλός – phallós kommend, womit der erigierte Penis gemeint ist. Der Begriff wird auf gesellschaftliche Verhältnisse angewandt, unter denen eine kultische Hervorkehrung  des erigierten Penis als besonderer Ausdruck männlicher Vorherrschaft verstanden wird. Quellen religiöser Verehrung des Phallus finden sich in vielen Kulturen, bedeutsam für die abendländische Kultur war aber besonders die im antiken Griechenland, hier vor allem die für Athen und seinem engeren Kulturkreis überlieferte übersteigerte Darstellung des Phallus als Zeichen männlicher Überlegenheit. In tausendfachen Abbildungen auf Keramik, die als umfassendster Beleg bildlicher Reproduktion aus dieser Zeit gilt, werden in großer Zahl männliche Wesen mit erigierten Penissen in allen Situationen wiedergegeben. Den Berichten nach soll um das 5. und 4. vorchristliche Jahrhundert die Stadt Athen mit Phallusdarstellungen, wie bei dem weitverbreiten Gott Hermes, übersät gewesen sein. Ähnliche Wiedergaben des erigierten von seiner Vorhaut entkleideten männlichen Glieds finden sich allenthalben auch in Form von in anderen antiken griechischen Stätten gefundenen Bruchstücken solcher Skulpturen. Selbst die aus der Antike überkommenen Personenstatuen folgen fast ausnahmslos einem männlichen Schönheitsideal, wie auch die höchste Lust sich allein auf Knaben bezog und Sportwettkämpfe, von denen Frauen selbst als Zuschauer ausgeschlossen waren, ausschließlich der Zurschaustellung nackter Körper von geschlechtsreifen Jünglingen dienten. Die übersteigerte öffentliche Verehrung des Phallus fand ihre Entsprechung in der Bedeutung, der man gleichzeitig den Mythen und Sagen um die Besiegung der Amazonen, dem legendären weiblichen Kriegervolk, beilegte, mit deren Gefährlichkeit man auch die Entrechtung der Frauen und ihre Beschränkung auf den häuslichen Bereich begründete. Die phallokratischen Züge der griechischen Antike dürften aber nur eine Folge der in die neuere Zeit überkommenen Begleitumstände der durch die Verschriftlichung ausgelösten Patriarchalisierung der Gesellschaft sein, nachdem die weithin verehrten weiblichen Göttinnen infolge der Entdeckung der Vaterschaft als entzaubert schienen. So wird in verschiedenen schriftlichen Quellen berichtet, dass in den Tempeln vorderasiatischer Göttinnen meterhohe Phalli-Skulpturen aus Stein als Zeichen eines neuen Fruchtbarkeits- und Lebenskults aufgestellt wurden. Die Phalli zu besteigen galt als religiöser Dienst, wie man auch junge Frauen zwang, sich zur Entjungferung in den Tempeln auf steinerne Phalli zu setzen. Nachdem der weibliche Schoß über Jahrzehnttausende im Mittelpunkt religiöser Verehrung als Ausdruck göttlicher Furchtbarkeit stand, glich, als die Bedeutung des männlichen Genitals für die Befruchtung der Frau entdeckt worden war, die zur Phallokratie führende Phallisierung einem Befreiungsschlag vom seit Menschengedenken die Menschen beherrschenden matrilinearen Prinzip (Matriarchat). In der ersten Stufe der Patriarchaliserung führte dies zur Phallokratie und der mythischen Überhöhung des männlichen Genitals, die dann in der zweiten Stufe mit Hilfe früh- und spätantiker Idealisten wie Platon und Paulus zum Monotheismus als Glauben an einen einzigen männlichen Gott idealisiert wurde. Hierbei verloren körperliche Eigenschaften und Erscheinungsformen männlicher Geschlechtlichkeit ihre Bedeutung und gingen in männliche Allmachtsvorstellungen auf. Die religiösen Inhalte wurden vor allem im Christentum im 4. und 5. nachchristlichen Jahrhundert bis zur Asexualität (Sexualität) gänzlich entleiblicht, die natürliche Sexualkraft wandelte sich in einen abstrakten Schöpfungskraft und die göttliche Befruchtung und Belebung der Welt wurde durch ihre Beseelung mittels eines einzigen Geschlechtsakts abgelöst, als der Heilige Geist die Jungfrau Maria mit Gottes Sohn befruchtete. Nachdem das Verhältnis von Männern und Frauen von Natur wegen vor allem leiblich ist, beendete die neue Religion, was mit der Phallokratie eingeleitet war, die besondere Verehrung des Weiblichen endgültig und stieß die Weiber von ihrem Thron, einem Fall, von dem die Frauen sich bis heute noch nicht erholt haben. Seither ist alle körperliche Lust und Liebe durch himmlische Freuden im Jenseits ersetzt, bei genauem Hinsehen der Phallisierung zweiter Teil.

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